Steißbeinfistel

Es fängt so harmlos an. Erst juckt es in der Gegend um den After, dann kratzt man sich und ein paar Tage später tut es da unten richtig weh, weil sich eine Entzündung gebildet hat. Wie konnte das geschehen trotz täglichem Duschen und vorbildlicher Hautpflege? Das ist leicht erklärt, denn selbst bei ausgesprochen reinlichen Menschen, bleibt der Po doch immer ein perfekter Aufenthaltsort für alle möglichen Bakterien, die sich minutiös vermehren und ihr Unwesen treiben.

Besonders wenn man eine ausgeprägte Schambehaarung hat, bedeutet das insbesondere für Colibaktierein ein Paradies auf Erden. Da kann man sich noch so gut waschen, diese Bakterien klammern sich an den Härchen fest und sind deshalb nicht so leicht abzuschütteln. Durch das Kratzen entstehen leichte Fissuren, in denen sich die Härchen einbetten und dort verwachsen.

Da die Haut sich innerhalb von 24 Stunden immer wieder erneuert und regeneriert, entsteht so schnell ein kleiner Hohlraum, den der Körper als Fremdkörper identifiziert. Darum aktiviert er seine Abwehr und schickt viele Helferzellen und Fresszellen an diese Stelle, die den Eindringling beseitigen sollen. Bildlich erkennt man diese Zellen als Eiteransammlung. Da diese Zellen sich Wege bahnen und die Bakterien sich kontinuierlich weiter vermehren, entstehen so kleine Gänge, die typisch für eine Fistel sind.

Bei der Steißbeinfistel erstreckt sich der Bereich vom Steißbein bis zum After. Eine andere Ursache für die Entstehung einer Steißbeinfistel ist das Verwachsen von Hautfältchen, die sich durch Fissuren gebildet haben. Denn die Haut ist stets bestrebt, den Körper als Einheit zu präsentieren. Wenn nun eine Hautfalte - die ganz klein sein kann und das in der Regel auch ist - mit einer anderen Hautfalte zusammen trifft, vereinigen sich die beiden und bilden ein Ganzes. Dadurch entstehen wieder kleine Hohlräume, in den Bakterien einen guten Nährboden finden um sich auszubreiten.

Eine weitere Ursache für die Entstehung von Steißbeinfisteln ist in der Entstehungsphase des Menschen zu suchen, als er noch ein kleiner Embryo war. Denn auch in dieser Zeit bilden sich fortwährend neue Zellen. Dabei kommt es schnell mal zu einer überschwenglichen Reaktion und kleine Härchen oder Hautanteile werden von anderen Zellen überwuchert. Im Erwachsenenalter entstehen dann Spätreaktionen des Körpers, die diese fehlplatzierten Elemente ausmerzen möchten. Und schon hat sich das Krankheitsbild der Steißbeinfistel manifestiert.

Die Behandlung reicht im Anfangsstadium von Sitzbädern bis zu teerhaltigen Salben, die so genannten Zugsalben. Meistens jedoch ist eine Operation unumgänglich, denn eine Fistel bildet immer viele, reichverzweigte Gänge, die durch Sitzbäder und Salben leider nicht gereinigt werden können.

Bei der Operation, die meistens in Vollnarkose - je nach Befund auch in Lokalanästhesie durchgeführt wird - schneidet der Operateur das infizierte Gewebe großflächig heraus, so dass alle Fistelgänge mit beseitigt werden. Danach wird die Wunde nicht verschlossen, man lässt sie offen, damit die sekundäre Wundheilung von innen nach außen vollständig erfolgen kann.

So kann man sicher sein, dass alle Rückstände vom Körper ausgeschieden werden und die Heilung dauerhaft erfolgt. Das kann ein paar Wochen in Anspruch nehmen, die pflegeintensiv sind, weil ein mehrfacher Verbandwechsel am Tag erforderlich wird, durch die vermehrte Sekretbildung. Vorbeugemaßnahmen gegen Steißbeinfisteln können eine regelmäßige Rasur mit Desinfektion sein.

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