Eine Charakterisierung dient dazu, einen bestimmten
Protagonisten eines Romans o.ä. zu beschreiben, dessen
Handlungen und Verhaltensweisen darzustellen und letztlich zu dessen
Charaktereigenschaften vorzudringen. Anders gesagt: ein
ausführliches wie umfassendes Bild soll von einer bestimmten
Figur entworfen werden.
Hierbei sind verschiedene Arten zu unterscheiden:
Eine direkte Charakterisierung ist die übliche Form der
Charakterisierung und bezieht sich auf dessen Verhältnisse zu
anderen Figuren im vorliegenden Schriftstück und beschreibt
dessen Handeln.
Eine indirekte Charakterisierung wiederum konzentriert sich auf die
Aussagen der Figur und versucht hieraus ein Bild zu entwickeln.
Explizite Charakterisierungen nutzen ausdrücklich dargestellte
Fakten im Romangeschehen, um aus Erzählersicht einen Eindruck
über den zu beschreibenden Charakter zu geben. Soweit zur
Charakterisierung im Allgemeinen.
Doch wie verfasst man eine Charakterisierung
überhaupt?
Zahlreiche Schüler der Mittel- und Oberstufe werden sich jene
Frage stellen. Klar dürfte sein, dass man normalerweise anhand eines
bestimmten Textauszuges die Erkenntnisse belegen soll. Entsprechend
unterstreicht man sämtliche signifikanten Stellen im Text, um
deren Wortlaut später einfließen lassen zu
können. Hernach macht man sich Stichpunkte, gliedert diese
danach, um somit eine gewisse strukturelle Rohfassung der
Charakterisierung haben zu können.
Und wie gliedert sich diese?
Prinzipiell herrscht auch hier das dreiteilige System eines typischen
Aufsatzes vor: Einleitung, Hauptteil, Schluss. In der Einleitung werden
grundlegende Informationen zur betreffenden Romanfigur gegeben, sprich
Name, Herkunft, äußeres Erscheinungsbild. Einen
flüssigen Übergang zum Hauptteil kann dann eine
Beschreibung des sozialen Standes, des Berufsbildes und seines
allgemeinen Auftretens bzw. seine Rolle im Romangeschehen geben.
Im Hauptteil konzentriert man sich danach auf konkrete
Verhaltensweisen, die üblicherweise im Textauszug erkennbar
werden. Sinnvoll ist, wenn man die Sprache mit einbezieht. Stilfiguren
wie Alliteration und Anapher können gleichermaßen
sinnvoll sein wie Syntax (Satzbau), Wortwahl und Sprachniveau.
Diese Erkenntnisse tragen schnell dazu bei, sich ein Bild vom sozialen
Status des Charakters zu verschaffen und bieten eine gesunde
Überleitung zu den Beziehungen des Protagonisten zu anderen
Romanfiguren.
Dies ist der nächste wesentliche Punkt:
Welche verschiedenen Rollen nimmt der Charakter im Geschehen ein?
Welchen Protagonisten steht der Charakter nahe und zu welchen empfindet
er lediglich Feindschaft? Lässt er sich eher als Protagonist
oder doch als Antagonist (Gegenspieler) bezeichnen?
All solche Fragen sollten zu dessen Zielen und Absichten
überleiten, sodass man allmählich zum Innenleben des
Charakters kommen kann. Denn dieses soll letztlich den entscheidenden
Punkt der Charakterisierung ausmachen. Anhand des
äußeren Erscheinungsbildes, des Verhaltens
gegenüber anderen und Gesprächverhaltens und
allgemeinen Handlungsabsichten sollen stichhaltige Aussagen
über dessen Charaktereigenschaften gemacht werden: gut oder
böse? reumütig oder eigensinnig? egoistisch oder
solidarisch? usw.
Zuletzt ist eine eigene Stellungnahme zum Charakter erlaubt (vorher
jedoch nachfragen!). Diese bildet üblicherweise den
Schlussteil einer Charakterirsierung und sollte demnach mit einem
knackig kurzen Fazit enden. Hat man all jene Punkte abgearbeitet und
selbst auf einen niveauvollen Sprachduktus geachtet, steht einer guten
Bewertung des Aufsatzes selten etwas entgegen.