Milchglas

Wenn es in unserer Zeit auch hauptsächlich auf den guten Durchblick ankommt, besteht daneben auch der Wunsch nach Weichzeichnung und diskreter Atmosphäre. Letzterem wird das weißlich- undurchsichtige opake Weißglas, umgangssprachlich als Milchglas bezeichnet, gerecht. Bereits in der Barockzeit war das Milchglas, als Nachbildung des chinesischen Porzellans („Porzellanglas“), sehr beliebt. Seit dieser Zeit hat das Milchglas weltweit große Verbreitung gefunden. Das hochwertige, vielseitige Material spielt in der Fenster-, Möbel-, Lampen-, Werbeindustrie sowie in weiteren Konsumgüterindustrien eine bedeutende Rolle. Das Milchglas ist in den Varianten rot, schwarz, marmoriert und satiniert im Handel erhältlich.

Milchglas ist eine besondere Glasart, die das Licht nicht oder nur in begrenztem Umfang durchlässt und dadurch trüb erscheint. Trübglas ist eine im Handel übliche Bezeichnung für Milchglas. Die trübe Undurchsichtigkeit des inhomogenen Glases kann auf zweierlei Arten erzielt werden. Durch Hinzufügen von trübenden Substanzen in die geschmolzene Glasflüssigkeit oder durch eine unterschiedliche Bearbeitung der Oberfläche des Milchglases.

Durch Säureätzung oder Sandstrahlen wird die Oberfläche so aufgeraut, dass das Licht nicht mehr durchkommt, und dies nimmt das Auge als Trübung wahr. Das milchig-weiße, manchmal etwas rötlich schimmernde Glas, entsteht auf der Basis von Kalknatron-Glas oder Bleiglas, dadurch dass phosphorsaurer Kalk oder Zinnoxyd zugesetzt wird. Die Verwendung von Zinnoxyd ist bei Beleuchtungs-Produkten sinnvoll, da so beim Milchglas der Lichteinfall nicht rötlich wirkt. Die Trübung kann durch andere nicht lösliche Bestandteile, z.B. durch eingebundene Alkalifluoridkristalle, hervorgerufen werden. Die Glasschmelze ist zu Beginn klar und wird durch weitere Erwärmung während der Verarbeitung immer weißer und undurchsichtiger.

Durch die Erwärmungsschritte verändert sich die Kristallstruktur. Das Kritische daran ist, dass sich dadurch das Verhalten der Längendehnung der Milchglasschicht verändert und es zur Splitterbildung kommen kann. Dies kommt häufig an Nahtstellen zu anderen Verschmelzungsteilen vor sowie beim Absenken im Zuge der Herstellung von Schalen und Leuchtschirmen.

Um das Risiko für Bruch durch thermische und mechanische Belastung sowie die Gefahr, sich mit den Splittern zu verletzen, wird die Milchglasschicht mit einer klaren oder einer Farbauflage abgedeckt. Die Anhaftung erfolgt im Schmelzofen und ist auch durch Reinigung nicht zu lösen. Kommt es zum Bruch, bleiben die Milchglassplitter an der Folie hängen. Beachtet werden muss dabei, dass durch die Dickeveränderungen in der Milchglasschicht, nicht die schönen Licht-Streuungseffekte verloren gehen.

Zu den Produkten aus Milchglas zählen z.B. Schreibtische mit Milchglasplatte, Sideboards mit Milchglasscheiben, Duschkabinen, Badfenster und Werbematerialien. Sogar im Labor ist Milchglas im Einsatz. Objektgläser mit beschriftbaren Milchglasrändern vermindern die Verwechslungsgefahr. Eine umweltschonende Methode ist die Herstellung aus recyceltem Glas. Der Heimwerker sollte beachten, dass sich gekaufte Milchglasscheiben wegen ihrer Vorspannung nicht bearbeiten lassen.

Zur Reinigung sollten keine aggressiven Putzmittel verwendet werden, Fettflecken lassen sich mit Seifenwasser von der Milchglasfläche entfernen. Besonders wichtig sind Milchglasscheiben an Orten, bei denen Diskretion Vorrang hat, z.B. in Kliniken und Arztpraxen. Eine besonders innovative technische Lösung ist das Umschalten von Klarglas auf Milchglas per Kopfdruck. Dies geschieht über Flüssigkeitskristalle in einer dazwischen liegenden Folie sowie einer elektrisch leitenden Schicht. Dieses Umschalten kann in beliebiger Häufigkeit wiederholt werden. Im Milchglas-Status sind beide Seiten hinter der Scheibe vor Blicken geschützt.

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