Essay schreiben
Das
Essay ist eine literarische Gattung, die durch eine persönliche
Betrachtungsweise gekennzeichnet ist. Der Autor setzt sich mit dem
Gegenstand seiner Abhandlung unter verschiedenen Gesichtspunkten
auseinander, die immer auch seine eigene Meinung beinhalten. Themen
sind meist aktuelle Fragen, die aus allen Bereichen der Gesellschaft
stammen können.
Was
ist das Besondere eines Essays?
Die
Wirkung eines Essays ist stark mit der Persönlichkeit des Autors
verknüpft. Seine Fähigkeit, unterschiedliche Aspekte eines Themas
gegeneinander zu setzen, mit anderen Wissensgebieten zu verknüpfen,
ungewöhnliche Fragestellungen zu entwickeln und eigene Lösungsansätze
vorzuschlagen, machen die Güte eines Essays aus. Der Leser erwartet von
einem Essay immer eine Betrachtungsweise, die sich von der
herkömmlichen Art der Behandlung des jeweiligen Themas unterscheidet
sowie geistreiche Formulierungen und einen souveränen Stil.
Wie
wissenschaftlich ist ein
Essay?
Bereits der Ursprung des
Begriffs Essay (französisch: Versuch) zeigt an, dass es nicht um eine
wissenschaftliche Beweisführung geht, sondern um die Annäherung an
Phänomene, die meist vielschichtigen Charakter haben. Indem das Essay
eine oder mehrere Ebenen des Themas beleuchtet, mit Fakten operiert und
Relationen aufzeigt, hat es immer auch einen gewissen Erkenntniswert.
Seine eigentliche Aufgabe aber ist es, die Gedanken des Lesers in neue
Richtungen zu lenken und ihn dabei im besten Falle auch noch zu
unterhalten.
Kann
jeder ein Essay schreiben?
Zweifellos
gehören zum Schreiben eines Essays ein gewisses Talent sowie die
Kompetenz in mehreren Wissensgebieten sowie natürlich zum behandelten
Gegenstand selbst. Auch die Frage des Stils ist für ein Essay nicht
unerheblich.
All diese Qualifikationen aber kann
jeder Schreibinteressierte erlernen. Er beginnt am besten mit einfachen
Darstellungen, in denen er seine persönliche Anschauung begründet.
Indem er Gegenargumente einführt und entkräftet, lernt er, souverän mit
den Fakten umzugehen und sie in seinem Sinne zu verwenden. Dadurch wird
die Vielfalt der Aspekte sichtbar, die in einem Thema stecken. Der
Essayist leitet unmerklich über und erreicht dadurch eine fesselnde
Dramaturgie.
Essays sind keine Streitschriften oder
Traktate, jedenfalls nicht im offenkundigen Sinne. Nichtsdestotrotz
entwickelt sich ein pointierter Stil dadurch, dass der Schreiber
besonders auf Ungereimtheiten in Beweisführungen oder paradoxe Aspekte
im Thema selbst achtet. Durch die Hervorhebung dieser Details verändert
sich nicht nur die Sichtweise, sondern die Auseinandersetzung mit dem
Thema kann auf Ebenen geführt werden, die sonst weniger beachtet werden.
Ein
gutes Mittel, sich darin zu schulen, sind Vergleiche. Sie erfordern
einerseits natürlich die gute Kenntnis anderer Texte, die zu dem
Gegenstand verfasst worden. Andererseits aber kann der Essayist dadurch
auch viel aus seiner Erfahrungswelt mit einbringen. Im Vergleich zu
anderen Bereichen offenbaren viele scheinbar feststehende Größen ihren
ergänzungswürdigen Charakter.
Das Essay –
der Wechsel der Ebenen
Das
Beispiel der Vergleiche lässt sich leicht in die Dimension des Essays
überführen. Hier geht es meist schon nicht mehr um den direkten
Vergleich von Sachverhalten, sondern um deren Wahrnehmung in
unterschiedlichen Denkebenen.
Dieses Element lässt
sich erlernen, indem Fragen aus einem anderen Bereich auf den
Gegenstand der Darstellung gelenkt, z.B. Kriterien der Kunstbetrachtung
auf eine handwerkliche Tätigkeit angelegt werden.
Das
Essay entwickelt seinen Reiz durch originelle Fragen. Aber wenigstens
auf einige muss der Schreiber auch entsprechende Zwischenantworten
haben.
URL des Artikels: http://eurogrube.de/ausbildung-beruf-karriere/essay-schreiben.htm