Gabelstaplerführerschein

Der Gabelstapler ist seit über 50 Jahren eines der wichtigsten Arbeitsgeräte in allen Branchen - vom Transportgewerbe bis zur Lebensmittelindustrie. Gleichzeitig ist der Gabelstapler eines der gefahrenträchtigsten Arbeitsmittel überhaupt. Jährlich gibt es zahlreiche Unfälle mit Todesfolge und Sachschäden im mehrstelligen Millionenbereich. Dabei sind diese Unfälle meist auf mangelhafte Sachkenntnis und leichtfertigen Umgang mit dem Arbeitsgerät zurückzuführen. Bei entsprechender Ausbildung des Staplerfahrers wären sie vermeidbar gewesen. Deshalb schreiben die Berufsgenossenschaften in Deutschland vor, dass Gabelstaplerfahrer einen Befähigungsnachweis zum Führen eines Flurförderzeugs besitzen müssen, besser bekannt als "Gabelstaplerführerschein" oder einfach "Staplerschein". Kurse bieten Gabelstaplerhersteller, TÜV / DEKRA und manche Speditionen.

Die Ausbildung für das Führen von Flurförderzeugen teilt sich in Theorie und Praxis. Im theoretischen Teil geht es darum, die Sicherheitsbestimmungen zu kennen und den Gabelstapler sicher bedienen und warten zu können. Nach einen Überblick über die Technik des Gabelstaplers und die verschiedenen Vorschriften und Sicherheitsmaßnahmen (z.B. Wege- und Regalkennzeichnungen, Sicherheitsabstände, Fahrwegbreiten usw.), geht es schwerpunktmäßig um die Unfallvermeidung durch Sachkenntnis.

Viele Unfälle passieren, weil die Tragfähigkeit des Gabelstaplers überschätzt wird. Dabei hilft ein Blick auf das an jedem Gabelstapler angebrachte Lastdiagramm, um abzuschätzen, ob eine Last auf die gewünschte Höhe gesetzt werden kann, oder nicht. Die Tragfähigkeit nimmt mit zunehmender Hubhöhe ab. Außerdem gelten die Lastangaben nur für gleichmäßig verteilte Lasten. Das richtige Beladen und Verfahren von Paletten und das richtige Einschätzen von Lastschwerpunkt und Schwerpunktabstand ist deshalb wichtiger Bestandteil des Gabelstaplerführerscheins.

Die meisten Gabelstaplerunfälle mit tödlichem Ausgang passieren, wenn das Arbeitsgerät kippt und den Fahrer unter sich begräbt. Dies passiert meistens, wenn Kurven zu schnell und zu eng genommen werden. Tückischerweise ist die Gefahr beim unbeladenen Gabelstapler größer, als bei der Fahrt mit Last. Wird die Last richtig verfahren, d.h. die Gabel ist ca. 15 cm über dem Boden und der Mast ist zurück geneigt, liegt der Schwerpunkt des Gabelstaplers sehr tief und das Sicherheitsmoment ist in der Regel größer als das Kippmoment. Beim leeren Gabelstapler liegt der Schwerpunkt höher und zudem ist der Staplerfahrer versucht, ohne Last schneller und riskanter zu fahren. Ab einer gewissen Geschwindigkeit in der Kurve überwiegt plötzlich das Kippmoment und der Gabelstapler fällt um. Deshalb ist es wichtig, diesen Zusammenhang zu kennen, umsichtig zu manövrieren und die Rückhaltesysteme zu nutzen.

Wichtig ist, dass die Ausbildung am Gabelstapler zwar praxisbezogen erfolgt, aber auch nicht alltägliche Sonderfälle berücksichtigt werden. Deshalb werden die besonderen Eigenschaften von unterschiedlichen Anbaugeräten wie Schubgabeln oder Faßgreifern behandelt. Sonderfälle sind auch das Ziehen von Anhängern und der Einsatz von Arbeitsbühnen. Abgerundet wird die theoretische Ausbildung mit einem Teil über die richtige Pflege und Wartung.

Im praktischen Teil geht es dann um die Umsetzung des Gelernten. Ein Parcours mit Pylonen ist vorwärts und rückwärts zu absolvieren. Dabei ist zu beobachten, dass Autofahrern das umgekehrte Fahrverhalten des Gabelstaplers Probleme macht. Vorwärts lenkt der Stapler unmittelbar, weswegen Kurven im Vorwärtsgang eher zu spät genommen werden, im Rückwärtsgang tun sich PKW-Fahrer leichter. Außerdem müssen verschiedene Gegenstände mit dem Gabelstapler platziert werden, z.B. Paletten in Regale und Gitterboxen übereinander. Hat der Teilnehmer Theorie und Praxis erfolgreich absolviert, erhält er seinen Gabelstaplerführerschein.

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