Kleinwüchsigkeit / Minderwuchs

Auch in scheinbar modernen und aufgeklärten Zeiten mutet es "großen" Menschen seltsam an, wenn ihnen kein Kind, sondern ein kleingewachsener Zeitgenosse gegenübertritt. Die Ausdrücke "Zwerg" oder die anscheinend höflichere Umschreibung "Liliputaner" sind nicht nur schnell im Kopf, sondern auch rasch auf der Zunge.

Soll man niederknien oder "von oben herab" auf den Gesprächspartner schauen? Ist die Person vielleicht auch geistig behindert? Und vor gar nicht so langer Zeit war es sogar landläufige Meinung, dass die "kleinen Menschen" eine ganz eigene Rasse bildeten. Dabei stellt der Minderwuchs (med.: Hyposomie) lediglich eine biologische Wachstumsstörung dar, die in rund 100 Ausprägungen auftritt.

Die Forschung spricht dann von Minderwuchs – oder politisch korrekter von Kleinwuchs (Mikrosomie) –, wenn eine ausgewachsene Endgröße bei Frauen mit maximal 140 Zentimetern und bei Männern mit maximal Zentimetern 150 vorliegt.

Die Ursachen für diese verringerte Körpergröße können entweder vererbt sein (etwa durch familiären Kleinwuchs oder durch eine so genannte konstitutionelle Entwicklungsverzögerung) oder aber erst nach der Geburt aufgetreten sein. Hier stellen die Mediziner unter anderem Unterernährung, Mangel an Vitamin D, Blutarmut und Niereninsuffizienz fest.

Ebenfalls können radikale Behandlungsmethoden im Kindesalter etwa durch radioaktive Bestrahlung oder Kortison die auslösenden Faktoren sein. Sogar das Fehlen von Eltern kann eine psychologische Ursache für die Fehlbildung darstellen. Ist allerdings das Skelett erst ausgewachsen, kann von Seiten der Medizin nichts mehr gegen den Kleinwuchs unternommen werden. Bis dahin konnte einigen Betroffenen etwa durch hohe Vitamin- oder Hormondosierungen geholfen werden.

Dass kleinwüchsige Menschen ihr Leben allerdings genauso erfolgreich wie "große" Menschen meistern, zeigen etwa der Hollywood-Schauspieler Danny De Vito ("Schnappt Shorty", "Batmans Rückkehr") oder seine aus Deutschland stammende Kollegin ChrisTine Urspruch ("Das Sams", "Tatort").

Der in diesem Jahr sein 40-jähriges Bestehen feiernde Bundesselbsthilfe-Verband Kleinwüchsiger Menschen (VKM) bildet zudem ein Sprachrohr für die geschätzten 40.000 und 60.000 kleinwüchsigen Mitbürger in Deutschland.

Neben allerlei Tipps für den Alltag weist die Website www.kleinwuchs.de auch auf die BundesSportGemeinschaft Kleinwüchsiger Menschen hin.

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