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Sprinttraining
Der schnellste Mann der Welt heißt Usain Bold; und
ob er
seine 9,69 Sekunden über 100 Meter während den
Olympischen
Spielen in Peking mit oder ohne Doping gelaufen ist - er hat gezeigt,
dass der menschliche Körper immer wieder in der Lage ist,
scheinbar fest geschriebene Grenzen zu über- (oder in diesem
Fall
besser unter-) schreiten. Dabei ist kaum eine leichtathletische
Disziplin mehr veranlagungsbestimmt, als der Sprint. Training bringt
Fortschritte: ja. Doch sie fallen kleiner aus, als etwa in den Wurf-
und Sprungdisziplinen oder bei den Ausdauerwettbewerben.
Neben der körperlichen Prädestination (schnellen
kurzen oder
ausdauernden langen Muskelfasern) spielen drei Komponenten beim
Sprinttraining eine zentrale Rolle: Koordination, (Schnell-)kraft und
Psyche. Bei den längeren Sprintstrecken spielt freilich auch
Kraftausdauer eine gewisse Rolle, doch ob man einen
400-Meter-Läufer noch guten Gewissens als "Sprinter"
bezeichnen
kann, sei dahingestellt. Widmen wir uns hinsichtlich der Betrachtung
sinnvoller Trainingsmethoden also dem "König der Sprinter" -
dem
100-Meter-Läufer.
Schnelligkeit nach der Methode Bold funktioniert, weil der Jamaikaner
eine hohe Trittfrequenz mit einer extrem langen Schrittlänge
vereint. Viele talentierte Sprinter sind in der Lage, hohe Frequenzen
auf die Bahn zu bringen - häufig jedoch nur auf den ersten 20
bis
30 Metern, weil sie anschließend koordinative Schwierigkeiten
bekommen und der Laufstil unsauber wird. Die Athleten geraten in
Rückenlage, der Schritt wird "breiter", sie bringen keinen
Druck
mehr auf die Tartanbahn.
Abhilfe schaffen hier Koordinations- und Kraftübungen. Das
wiederholte Üben des immergleichen Bewegungsablaufes bringt
Sicherheit in den Laufstil. Der Schritt bleibt dank einer
konzentrierten Arm-Bein-Führung lang und gerade, die
Füße setzen parallel auf und können
über den
Ballen die optimale Abdruckkraft auf die Bahn bringen. Das
zusätzliche Krafttraining sorgt für eine
größere
Schrittlänge, was besonders auf der zweiten Hälfte
der
Sprintstrecke Vorteile bringt. Übrigens: Hätten Sie
gewusst,
dass Gewichtheber auf den ersten 30 Metern meist schneller sind, als
klassisch "ausgebildete" Sprinter? Sie leben von einer enormen
Schnellkraft in den Oberschenkeln, die sie beim "Reißen"
erworben
haben.
Welche Rolle spielt die Psyche beim Sprint? Allgemein bekannt ist, dass
der eigene Laufstil stark darunter leidet, wenn der Konkurrent auf der
Nebenbahn scheinbar mühelos vorbeizieht. Man verkrampft, der
Schritt wird kürzer, die Koordination geht verloren. Umgekehrt
beflügeln ein Überholvorgang oder eine sichere
Führung.
Doch die Psyche lässt sich auch anders trainieren - oder wenn
man
so möchte "austricksen".
Gute Sprinter simulieren ganz schnelle Läufe gerne auf
leichten
Bergabstrecken. Kopf und Körper erhalten so ein
gänzlich
neues Geschwindigkeitsgefühl - Grenzen werden durchbrochen,
alles
scheint möglich. Fragt sich bloß, welchen Berg Usain
Bold
auf Jamaica herunterrannte, bevor er in Peking der Konkurrenz die
Fersen zeigte.
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