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Tipps und Tricks bei Seekrankheit
Die Seekrankheit (medizinisch Kinetose) entsteht durch eine Diskrepanz zwischen
dem, was das Auge sieht und dem, was das Gleichgewichtsorgan im Innenohr dem
Gehirn meldet (visuell-vestibulärer Konflikt). Das Gehirn ist mit der
Verarbeitung überfordert und reagiert mit Ausschüttung von Stresshormonen. Es
wird vermutet, dass vor allem die Freisetzung von Histamin zu den typischen
Symptomen führt.
Auslöser von Kinetosen können Seereisen, Auto- und Zugfahrten, Flugreisen,
PC-Spiele (vor allem so genannte Ego-Shooter, mittlerweile wird die "Gaming
Sickness" als eigene Entität gesehen) und viele andere Bewegungen sein. Bei
manchen Menschen ist eine Adaption nach circa zwei bis drei Tagen möglich.
Die Seekrankheit ist sehr häufig und kann jeden Menschen jeden Alters betreffen,
allerdings sind Kleinkinder recht unempfindlich. Schulkinder dagegen scheinen
maximal anfällig zu sein. Ein Geschlecht wird nicht bevorzugt. Psychologische
Ursachen konnten nicht bestätigt werden, aber es liegt wohl eine individuelle
Neigung zur Seekrankheit vor. Studien konnten zeigen, dass je nach Stärke des
Reizes bei allen Menschen eine Kinetose ausgelöst werden kann.
Meist beginnt die Erkrankung mit leichtem Unwohlsein, Magendruck und Frösteln.
Dann kommt es zu starker Übelkeit und teilweise massivem Erbrechen, aber auch
Schwindel, Blässe, Schwitzen und Kopfschmerzen sind typische Symptome. Oft
treten begleitend ZNS-Symptome wie Desinteresse, Müdigkeit, Reaktionsträgheit
bis hin zur Lethargie auf. Die Beschwerden haben klassischerweise einen an- und
abschwellenden Charakter.
Doch wie kann man dem lästigen Leiden vorbeugen? Vor der Reise ist es hilfreich
ausgeschlafen zu sein und eine leichte Mahlzeit zu sich genommen zu haben. Auch
ist der Aufenthalt in der Mitte des Schiffs vorzuziehen, da dort der Seegang am
geringsten ist. Auf Nikotin- und Alkoholkonsum sowie auf Lesen, Fernsehen oder
ähnliches sollte während der ganzen Fahrt verzichtet werden. Während der Reise
sollte der unbewegliche Horizont angeschaut werden, am besten an Deck bei
frischer Luft. Ist es bereits zu erster Übelkeit gekommen, sollte der Betroffene
die Augen schließen, sich hinlegen und versuchen einzuschlafen.
Auch eine medikamentöse Therapie ist prophylaktisch möglich. Am effektivsten ist
dabei das Scopolamin, welches als Tablette, Kaugummi oder transdermales
therapeutisches System (TTS, "Pflaster") in der Apotheke erhältlich ist.
Allerdings sind Nebenwirkungen wie Müdigkeit, Mundtrockenheit und Sehstörungen
häufig. Alternativ können Antihistaminika (vor allem Diphenhydramin und
Dimenhydrinat) eingesetzt werden. Die Wirkung und die Nebenwirkungen sind
gleich, allerdings etwas schwächer ausgeprägt und daher eher bei leichter
Seekrankheit zu empfehlen. Die handelsüblichen Medikamente gegen Übelkeit (z.B.
MCP, Domperidon und Ondansetron) werden nur mit mäßigem Erfolg eingesetzt und
sind bestenfalls der akuten Therapie bei fehlender Prophylaxe vorbehalten.
Im Akutfall stehen Scopolamin und Antihistaminika als Injektion oder Zäpfchen
zur Verfügung, da auf Grund der Übelkeit eine orale Medikation nicht sinnvoll
ist. An pflanzlichen Wirkstoffen konnte die Ingwerknolle in mehreren Studien
überzeugen. Diese kann frisch gekaut oder als Zubereitung (Pulver oder Tablette)
aus der Apotheke oder dem Reformhaus eingenommen werden. Vitamin C
(Ascorbinsäure) soll ebenfalls protektive Effekte aufweisen, da es das
angeschuldigte Histamin abbauen kann. Die Wirksamkeit von magnetischen oder
kupferhaltigen Armbändern oder anderen Accessoires, welche wirksam die
Seekrankheit lindern sollen, konnte nicht belegt werden.
Werden diese Verhaltensregeln berücksichtigt und wird bei entsprechender
Veranlagung bzw. bei starkem Seegang eine medikamentöse Prophylaxe durchgeführt,
ist nur noch eine gute Fahrt zu wünschen.
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